Die Blaue Stunde in Paris

Das MKdW leiht Frankreich das Licht des Nordens 

 

Dieses Jahr präsentiert das Musée Marmottan Monet in Zusammenarbeit mit dem Skagens Museum die Ausstellung „Die Blaue Stunde“ (28. Januar bis 25. Juli 2021). Diese Kunstschau ist in Frankreich die erste ihrer Art, da sie sich ausschließlich dem norwegisch-dänischen Maler Peder Severin Krøyer (1851-1909) widmet. Am Museum Kunst der Westküste freuen wir uns sehr über die Möglichkeit dieses großartige Projekt mit drei Gemälden aus unserer hochkaratigen Sammlung zu unterstützen. Wir sind besonders stolz, dass wir neben „Fischer am Strand von Skagen. Milder Sommerabend“ (1883) und „Drei Fischer ziehen ein Boot“ (1885) auch Krøyers herausragendes Gemälde „Die blaue Stunde“ (1907) zu der gleichnamigen Ausstellung beisteuern konnten.

 

Peder Severin Krøyer, Fischer am Strand von Skagen. Milder Sommerabend, 1883, Museum Kunst der Westküste

 

 

Peder Severin Krøyer, Drei Fischer ziehen ein Boot, 1885, Museum Kunst der Westküste, Foto: Ehlert

 

Peder Severin Krøyer, Die Blaue Stunde, 1907, Museum Kunst der Westküste, Foto: Kunde

 

Das Bild zeigt einen Mann in schwarzer Kleidung, der alleine am Meeresufer steht. Den Blick vom Betrachter abgewandt, scheint er auf den Horizont zu schauen. Himmel und Küste nehmen die Leinwand zu gleichen Teilen ein. Aus der unteren, linken Bildhälfte schlängelt sich das Meeresufer diagonal in die Ferne und formt so eine Trennlinie zwischen Sandstrand und ruhiger See. Das eigentliche Motiv dieses Seestückes ist allerdings weder die dargestellte Person, noch die Landschaft, sondern das blaue Zwielicht, das den gesamten Bildraum einnimmt. Meer, Himmel und gelb-oranger Strand scheinen geradezu ineinander zu fließen. Konturen, etwa die der Dünen im Hintergrund, lösen sich auf. Nur der fahl-gelbe Mond, der auf den einsamen Mann herunterblickt, hebt sich von dem träumerischen Blau der Landschaft ab.

 

Das stimmungsgeladene Halbdunkel, das Krøyer in diesem melancholisch-dichterischen Gemälde dargestellt hat, wird umgangssprachlich als „blaue Stunde“ bezeichnet. Dieses Phänomen ereignet sich während der morgendlichen und abendlichen Dämmerung, wenn die Sonne zwischen 4 und 8 Grad unterhalb des Horizonts steht. Der Breitengrad spielt also eine wesentliche Rolle für die Dauer der blauen Stunde. Für Mitteleuropa gilt: je nördlicher man sich befindet, desto länger hält die Zeit dieses lyrischen Zwielichts an. Da Skagen im äußersten Norden Dänemarks liegt und fast vollständig vom Meer umgeben ist, kann man dort eine besonders intensive Ausprägung dieser besonderen Lichtverhältnisse beobachten.

 

Vermutlich erlebte Krøyer den stimmungsvollen Übergang von Tag zu Nacht in Skagen erstmals im Sommer 1882, als er den kleinen Fischerort besuchte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein bekannter Künstler. Er hatte sich unter anderem in Paris einen Namen gemacht, wo einige seiner Werke im sogenannten Salon, der offiziellen Ausstellung der Académie des Beaux-Arts, durch hervorragende Kritiken Aufmerksamkeit erregt hatten. Als ein Maler von internationalem Format, wurde Krøyer ein bedeutendes Mitglied der Künstlerkolonie Skagen. Es waren insbesondere seine Darstellungen der blauen Stunde, die zur Entwicklung einer - für die skandinavischen Länder charakteristischen -  Ausprägung der Freilichtmalerei beitrugen.

 

Transport der Leihgaben an das Musée Marmottan Monet, Foto: Maibaum, MKdW

 

Das Museum Kunst der Westküste präsentiert dem französischen Publikum allerdings nicht nur das Licht des Nordens in Form von Krøyers poetischen Bildwelten. In gewisser Weise haben wir das Föhrer Klima gleich mit auf Reisen geschickt. Bei dem Transport von wertvollen Kunstwerken gibt es nämlich extrem hohe Sicherheitsvorkehrungen. Nicht nur das Fahrzeug ist klimatisiert, das Transportunternehmen baut sogar eigens für die reisenden Werke angefertigte Klimakisten. In diesen Behältnissen bleibt das einmal angenommene Raumklima über längere Zeit konstant. Das ist wichtig, weil Leinwände sich unter Temperaturschwankungen zu schnell ausdehnen oder zusammenziehen und es so zu Rissen oder sogar Farbablösungen kommen kann. Die drei Gemälde aus der Sammlung des Museums Kunst der Westküste mussten sich also erst einmal vom Föhrer Küstenklima auf das Pariser Großstadtklima umstellen, bevor sie im Musée Marmottan Monet ausgepackt wurden.

 

 

Ausstellungsansicht L'HEURE BLEUE DE PEDER SEVERIN KRØYER, Musée Marmottan Monet, Foto: Christian Baraja SLB

 

Das MKdW-Team wünscht dem Publikum der Ausstellung „Die Blaue Stunde“ viel Vergnügen beim Erleben von Peder Severin Krøyers atmosphärischen Momentaufnahmen der Licht- und Lebensverhältnisse in Skagen!

Wer es nicht nach Paris schafft und trotzdem Lust hat, die magisch anmutenden Momente der blauen Stunde im Bild oder live zu erleben, sollte unbedingt einen Besuch auf Föhr einplanen. Im Juni ist der Himmel auf der Nordseeinsel bei gutem Wetter bis zu 57 Minuten am Tag in ein atmosphärisches Blau getaucht.

Freuen Sie sich auch schon auf unsere monografische Ausstellung „Anna Ancher – Sonne. Licht. Skagen“, die nun pandemiebedingt nicht schon im September 2021, aber im März 2022 startet. In dieser Schau schafft das Museum Kunst der Westküste abermals Gelegenheit für besondere Lichtblicke aus dem Norden Dänemarks – seien Sie dabei.

Gern können Sie übrigens den in Vorbereitung befindlichen Ausstellungskatalog zur Anna-Ancher-Ausstellung unterstützen. Wir würden uns sehr über Ihre Spende freuen. Die durch Transportkosten aus Skagen sehr kostenintensive Schau, wird über 80 Werke von Anna Ancher präsentieren.

 

Dr. Sophie Dietrich, Wissenschaftliches Volontariat, Museum Kunst der Westküste.

 

 

 

L'HEURE BLEUE DE PEDER SEVERIN KRØYER

THE BLUE HOUR OF PEDER SEVERIN KRØYER

28.1. - 25.7.2021

Musée Marmottan Monet

Vorübergehend geschlossen

2, rue Louis Boilly- 75016 PARIS

www.marmottan.fr