Norwegens Kunst- und Museumsszene

Wenn hochkarätige Gäste nach Föhr kommen, um eine Podiumsdiskussion zu bestreiten, verspricht das eine spannende Veranstaltung zu werden. So geschehen ist das am Sonntag, den 6. Mai 2018 im Museum Kunst der Westküste, als über das Thema „Die Kunst- und Museumsszene Norwegens“ gesprochen wurde. Die beteiligten Gäste waren Dr. Nils Ohlsen, Abteilungsdirektor für ältere und moderne Kunst am Nationalmuseum in Oslo, Petra Schmidt Dreyblatt, Künstlerische Leiterin des Edvard-Munch-Hauses in Warnemünde, sowie die Künstler Dag Erik Elgin aus Oslo und Jens Knigge aus Berlin. Beide sind in den derzeit laufenden Ausstellungen Faszination Norwegen und Norway Contemporary! vertreten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Sabine Schlenker, Kuratorin im MKdW, sowie der Museumsdirektorin Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen.

 

Trotz des Bilderbuchwetters konnte Moderatorin Dr. Sabine Schlenker einige Besucher inmitten der Ausstellung „Norway Contemporary!“ begrüßen. Umgeben von den Fotoarbeiten von Rune Guneriussen folgten diese gespannt der knapp 90-minütigen Diskussion. Dabei berichtete Nils Ohlsen nicht nur von seinen Erfahrungen als Abteilungsdirektor in einem großen Museum, sondern als Deutscher auch von seinem Erleben der norwegischen Kultur und des Alltags generell. Während Dag Erik Elgin dazu beitrug, die norwegische Kunstszene aus der Sicht eines in Oslo lebenden Künstlers zu beleuchten, konnte Jens Knigge als deutscher Künstler von seinen Arbeitserfahrungen im hohen Norden des Landes erzählen. Schließlich erläuterte Petra Schmidt Dreyblatt als sehr gute Kennerin der norwegischen Kunstszene sowohl im Land selbst als auch in Berlin, wo auch gegenwärtig Hunderte norwegische Künstlerinnen und Künstler leben, die aktuellen Entwicklungen aus ihrer Sicht.

 

Das Gespräch brachte zum Vorschein, dass sich in Norwegen und hier insbesondere in Oslo seit einigen Jahren sehr viel tut. Das dafür notwenige Geld ist in dem durch seine Ölvorkommen reich gewordenen Land vorhanden und so bekommt in zwei Jahren nicht nur das Nationalmuseum mit seinen verschiedenen Abteilungen einen hochmodernen Neubau am Hafen der Hauptstadt, sondern auch das Munch Museum wird 2020 in einen mehrstöckigen Neubau neben das berühmte Opernhaus ziehen. Insbesondere mit der bildenden Kunst will Norwegen nun „durchstarten“ und verstärkt auf internationaler Ebene agieren. Davon profitieren nicht nur die Museen allein, sondern auch die in den verschiedenen Kunstzentren wie Oslo oder Tromsø lebenden Künstlerinnen und Künstler. So weitet sich als willkommene Begleiterscheinung auch die Galerienszene aus, die mehr noch als die etablierten Häuser am Puls der Zeit sind. Auch soll es ab 2019 eine Kunstbiennale geben.

 

Interessant bei all den Fragen zur derzeitigen Entwicklung der norwegischen Kunst- und Museumsszene ist auch der Umgang miteinander in der norwegischen Gesellschaft. Bei der Förderung von Kunst und Kultur gilt das in allen Bereichen des öffentlichen Lebens bestehende Prinzip der Gleichstellung und Inkludierung aller Beteiligten. So sollen z. B. auch bei der Neupräsentation der Sammlung im Nationalmuseum nicht Einzelne entscheiden, sondern alle Kuratoren auf einer breiten Ebene ihren Beitrag leisten dürfen. Dadurch soll gewährleitet sein, dass jede Gruppe in einer Gesellschaft ihr Gehör findet und vertreten ist.

 

Insgesamt wurde viel Spannendes aus dem hohen Norden berichtet und sicher hätte man weit über die vorgegebene Zeit hinaus die unterschiedlichen Themen diskutieren können.

 

Schließlich machte die Veranstaltung sehr viel Lust, wieder einmal nach Norwegen zu fahren und sich selbst einen Eindruck von den Entwicklungen und Veränderungen zu machen. Norwegen ist ein hoch attraktives Reiseziel – nicht nur wegen der atemberaubenden Landschaften, sondern gerade auch wegen seiner boomenden Kunst- und Kulturszene. In Alkersum laden die derweil laufenden Ausstellungen Faszination Norwegen (bis 2. September), Norway Contemporary! und Northern Norway (beide bis 24. Juni) ein, das Land im Norden (noch besser) kennenzulernen.