MKdW auf Reisen Gemälde von Max Liebermann in Den Haag

Das Museum Kunst der Westküste leiht dem Gemeentemuseum in Den Haag für die Ausstellung „Max Liebermann – Sommerimpressionen“ sechs seiner hochkarätigsten Gemälde aus seiner Sammlung der Werke von Max Liebermann.

 

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Besonders, wenn es sich bei den Reisenden um sechs hochbedeutende Gemälde von Max Liebermann aus dem Museum Kunst der Westküste handelt, die sich in die Niederlande aufmachen. Dort werden sie für drei Monate im renommierten Gemeentemuseum in Den Haag zu sehen sein, wo man sich erstmalig nach über dreißig Jahren mit dem wichtigen Künstler des deutschen Impressionismus in einer Einzelausstellung beschäftigt.

 

Bei den sechs Werken handelt es sich um die wertvollsten und wichtigsten Gemälde Max Liebermanns, die das Museum zu seiner Sammlung Kunst der Westküste zählt: Unter anderem sind das Zwei Reiter am Strand nach links, 1910, Tennisspieler am Meer (1. Fassung), 1901, und Jäger in den Dünen bei Noordwijk, 1913.

 

Dass diese nun in den Niederlanden ausgestellt werden, hat handfeste Gründe. Seit 1871 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 reiste der Berliner Künstler fast jedes Jahr u.a. nach Noordwijk oder Scheveningen und verbrachte dort seine Sommerfrische. Über Jahrzehnte spielte die Auseinandersetzung mit der niederländischen Landschaft eine sehr große Rolle für Max Liebermann. Für uns im Museum Kunst der Westküste ist das so hervorstechend, dass wir, die wir die Werke der Künstler nach den Motiven dem jeweiligen Land Niederlande, Deutschland, Dänemark oder Norwegen zuordnen, den deutschen Künstler hier als „Niederländer“ führen. Denn von insgesamt 56 Werken Liebermanns in der Sammlung Kunst der Westküste gibt es nur eine landschaftliche Darstellung, die sich nicht auf die Niederlande bezieht.

 

Während der ersten ausgedehnten Aufenthalte in den Niederlanden im letzten Jahrhundertdrittel widmete sich Liebermann realistisch aufgefassten Darstellungen, die arbeitende Menschen in ihrem alltäglichen Umfeld festhalten. In diese Zeit sind die Werke Holländische Dorfstraße – Straße in Zandvoort, 1880, Stille Arbeit, um 1885, und Mädchen aus Laren beim Kartoffelschälen neben schlafendem Kind im Korb, 1887, zu datieren. Es sind die weiteren drei Werke, die ab 24. März im Gemeentemuseum in Den Haag zu sehen sind.

 

Wie aber machen sich die kostbaren Werke auf die Reise von Alkersum auf Föhr nach Den Haag in den Niederlanden? Wenn wertvolle Kunstwerke reisen, beinhaltet das für die Museumsmitarbeiter, besonders für die in der Registratur, gefühlt einen ähnlich hohen organisatorischen und logistischen Aufwand, wie er bei einer Reise eines der wichtigsten Mitglieder des Bundestags oder des Hochadels angemessen und anzuraten ist.

 

Es gilt dann, die höchste Stufe an Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten, einen hoch spezialisierten Kunsttransport zu organisieren – das Fahrzeug muss klimatisiert und besonders stoßgefedert sein – und das Begleitpersonal, das für unser Museum von der Abreise der Werke bis zu ihrer  Ankunft und Hängung alles überwacht, einzuteilen. Bei den Gemälden Liebermanns bedeutet das, dass das Transportunternehmen für jedes der Gemälde eigens eine sogenannte Klimakiste baut. Dies ist nicht etwa, wie man dem Namen entlehnen möchte, eine Kiste mit Klimaanlage, sondern ein Behältnis, das durch entsprechende Isolierung und Verschlussmöglichkeit das einmal angenommene Raumklima über längere Zeit konstant hält. Beim Transport von Gemälden ist dies sehr wichtig, da sich bei Temperaturschwankungen die Leinwand schnell ausdehnt oder zusammenzieht, so kann es zu Rissen, schlimmstenfalls zu Farbablösungen kommen. Die Kostbarkeiten machen sich also entsprechend sorgfältig und professionell verpackt auf den Weg von Alkersum nach Den Haag.

 

Für das Transportunternehmen bedeutet die Anfahrt unseres Museums mit seiner Lage auf der Insel einerseits eine willkommene Abwechslung – vor allem freuen sich die Fahrer über Touren in den Sommermonaten –, andererseits eine logistische Herausforderung: Die Fähre muss rechtzeitig gebucht werden und die besondere Route nach Nordfriesland möglichst zeit- und ressourcensparend geplant werden. Und doch ist das Fahrerteam nie vor Überraschungen im Hinblick auf den Ausfall einer Fähre gefeit. So gerne und immer öfter wir uns vom Museum Kunst der Westküste also mit ebenso international ausgerichteten Häusern wie etwa in Hamburg, Berlin oder Kopenhagen messen können, so abgelegen ist doch geographisch der einzigartige Standort des Museum Kunst der Westküste. Er liegt schlicht vollkommen jenseits der üblichen Routen von Kunstspeditionen.

 

Einmal in Den Haag angekommen, müssen die Schätze sorgfältig und nur unter Aufsicht der eigens für das Museum Kunst der Westküste nachgereisten Restauratorin ausgepackt werden. Das geschieht jedoch wiederum erst, wenn die Klimakisten die Luftfeuchtigkeit und Temperatur der Ausstellungsräume des Gemeentemuseums angenommen haben. Das sind also nochmals 24 Stunden Wartezeit. Anhand von Zustandsprotokollen werden die Gemälde genau auf Veränderungen, die während der Reise entstanden sein könnten, überprüft und erst dann – endlich – ausgepackt. Jetzt finden die Werke von Max Liebermann ihren Platz an den von den niederländischen Kuratoren vorgesehenen Wänden in den Räumen des Gemeentemuseums.

 

Wie die das machen? Das sehen Sie hier: Die Reise von Max

 

Diese Ausstellung bringt übrigens weitere sehr hochkarätige Leihgaben aus Deutschland zusammen, u.a. aus dem Städel Museum in Frankfurt, der Bremer Kunsthalle und der Alten Nationalgalerie in Berlin. Die Sammlung des Gemeentemuseums kann dazu noch mit vielen Werken von Künstlern der sogenannten Haager Schule aufwarten. Mit dieser Künstlergruppe stand Liebermann während seiner Aufenthalte in engem Kontakt und regem Austausch.

 

Das klingt doch alles unbedingt danach, als sei Den Haag jetzt im Frühjahr noch viel mehr als ohnehin eine Reise wert, richtig?

 

Weitere filmische Anregung? Gerne!

 

 

Ausstellung

Max Liebermann – Sommerimpressionen (Impressions of Summer)

24. März bis 24. Juni 2018

Gemeentemuseum, Den Haag, Niederlande

 

 

MKdW-Story von Katrin Petersen M.A., Registrarin/Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Museum Kunst der Westküste