Die Ausstellung „Frischer Wind" mit der App „MKdW on tour"

„Lass‘ dich vom frischen Wind erfassen und davontragen!“ Dazu lädt die interaktive App „MKdW on tour“ des Museums Kunst der Westküste ein, die mich heute durch die aktuelle Ausstellung „Frischer Wind – Impressionismus im Norden“ begleitet – und genau das habe ich bei meinem Besuch vor.

 

Schon vor dem Museum, im Herzen der Insel in Alkersum, begrüßt mich ein großes Banner der Ausstellung. Das Titelbild „Anna Ancher und Marie Krøyer am Strand von Skagen“ (1893) von Peder Severin Krøyer kenne ich bereits vom ersten Erkunden der App und freue mich nun endlich, die beiden Damen, die selbst Künstlerinnen waren, auf dem Original-Werk zu bestaunen. Im Shop des Museums blättere ich noch kurz durch den Ausstellungskatalog, der, wie die Ausstellung selbst, eine Zusammenarbeit des MKdW mit dem Landesmuseum Hannover und dem Museum Singer Laren ist. Dann ziehe ich mit meiner Eintrittskarte weiter in die Ausstellung. Ich bleibe neben einer Familie stehen, die bereits gespannt dem Audio-Guide in der App lauscht – den gibt es nämlich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. An der Kasse haben sie sich mit iPads und Kopfhörern ausgestattet – die habe ich bei einem früheren Besuch auch schon einmal ausgeliehen.

 

Ich öffne also die App, tippe mich vorbei an den verschiedenen Möglichkeiten, sie zu nutzen – ob für Kunsttouren mit dem Rad über die Insel oder zum Kennenlernen anderer Ausstellungen – und öffne die Audio-Tour. In der App sind die Inhalte zu „Frischer Wind“ auf der Startseite unter dem Bereich „Im Museum“ zu finden. Zudem können auch einzelne Werke über eine Exponat-Nummer gesucht werden, die unter den Kunstwerken in den Sälen zu finden ist.

 

Max Liebermann, Tennisspieler am Meer - 1. Fassung, 1901 © Foto: Museum Kunst der Westküste

 

Die Ausstellung, die besonders impressionistische Kunst aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden im Fokus hat, ist in Themengebiete gegliedert, die den Künstler*innen insgesamt nahelagen.

 

Wichtig für die Impressionist*innen war das Licht – der erste Themenbereich. Dieses wurde mit schnellem Pinselstrich und in intensiven Farben festgehalten, wie etwa in dem Werk „Trockenplatz der Netze auf Skagen“ (1890) von Viggo Johansen. Beim Anhören des dazugehörigen Audios werde ich von schreienden Möwen und rauschenden Wellen begrüßt – es ist, als würde ich in das Gemälde eintauchen und mit den Fischern auf den grasbewachsenen Dünen stehen.

 

Während ich den beiden Sprecher*innen lausche, wie sie die Gemälde beschreiben, die Motive und Hintergründe erklären und vom Leben der Künstler*innen erzählen, vergesse ich die anderen Gäste um mich herum und ich reise von der Insel Föhr an Dänemarks nördlichste Küste nach Skagen, mit Max Liebermann an den Strand von Scheveningen oder lausche den Kirchenglocken Amsterdams, als ich erfahre, was es mit dem „Breitnerwetter“ auf sich hat.

 

Um mich herum höre ich immer wieder die beiden Kinder der Familie lachen und werde neugierig auf den Kinder-Audioguide. Ein Blick in die App verrät, dass die Jüngeren die gleichen Werke wie auch die Erwachsenen entdecken können. Und beim Hineinhören in die Tour, werde ich von den Stimmen der beiden Kinder Enno und Nele begrüßt, die auf Föhr wohnen und das Museum gut kennen. Zusammen mit den beiden können die jungen Besucher*innen des Museums die Ausstellung entdecken. Spielerisch im Gespräch stellen sich Enno und Nele vor, in ein Werk oder an seinen Entstehungsort zu reisen. Wie wäre es etwa, vom Fischfang zu leben? Und auch über die Künstler*innen wissen die beiden so Einiges.

 

George Hendrik Breitner, Der Dam (Die Nieuwe Kerk, Amsterdam) 1891, Singer Laren, ©  Foto: Museum Kunst der Westküste

 

Beim Schlendern durch die Säle und die weiteren Themengebiete, wie „Reisen“, „Stadt“ oder „Land“ lerne ich viel über fremde Orte, Künstlerschulen und -kolonien, Malweisen und das Leben im 19. und 20. Jahrhundert – ich kann nun sagen, was sich hinter Begriffen wie „Pointilismus“ oder „Blaue Stunde“ verbirgt. Und wussten Sie, dass Max Liebermanns Tochter Käthe hieß und in ihrer Freizeit gerne Tennis spielte? Der Sport war damals für die gehobene Gesellschaft übrigens ein guter Weg, um mit Menschen des anderen Geschlechts ins Gespräch zu kommen…

 

Doch mit der App kann ich nicht nur virtuell verreisen. Ein Blick auf die Landkarte, die das Herzstück der App bildet, verrät wohin „MKdW on tour“ mich überall begleiten kann. Ob Norwegen, Dänemark, Deutschland oder die Niederlande, in allen vier Westküstenländern sind Werke der Sammlung des MKdW verortet. Nach dem, was ich bereits alles über diese Orte erfahren habe, bekomme ich selbst Lust, sie zu besuchen. Wie wäre es etwa in Skagen die Entstehungsorte von Anna Anchers Werken zu entdecken oder am Scheveninger Strand dort zu stehen, wo auch Max Liebermann vor über 100 Jahren verweilte? Zu erfahren, wo die Künstler*innen selbst gelebt und gewirkt haben? Auch die Fotofunktion der App macht mich neugierig – mit ihr kann man den heutigen Ort im Bild erfassen, sich vielleicht selbst vor dem Motiv in Szene setzen und dann mit dem Kunstwerk vergleichen.

 

Die App wird mich also nach meinem Besuch auf Föhr und auch außerhalb des Museums noch weiter begleiten. Ich habe vor, am nächsten Tag einige Werke der Sammlung des MKdW auf der Insel zu entdecken – mit dem Fahrrad und bei viel „frischem Wind“…