Andreas Jorns Was macht die Jugend auf Föhr?

„Als ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich im Winter sechs Wochen auf Föhr sein werde, wurde ich mit großen Augen angeschaut und gefragt, ob ich mir da sicher sei und wie ich das bloß aushalten wolle – sechs Wochen in dieser trostlosen Jahreszeit könnten sehr langsam vergehen, die Insel verfalle in einen Winterschlaf, wurde mir gesagt. Sechs Wochen später stelle ich fest: ich muss nochmal wiederkommen, weil ich mein Projekt noch fortführen möchte – die Zeit ist viel zu schnell vergangen“, berichtet Andreas Jorns, Artist in Residence am Museum Kunst der Westküste vom 12. Dezember 2019 bis 22. Januar 2020. 

 

 

Der Fotograf aus Haan (bei Düsseldorf) kam in der Absicht eine künstlerische Bildstrecke zu erstellen, die das Leben der Jugendlichen und Heranwachsenden im Alter von ca. 14 bis 20 Jahren auf der Insel Föhr im Fokus hat – in einer Jahreszeit, in der die Inselgäste fort und die Tage kurz sind. Wie geht es den jungen Menschen mit der Insellage? Wie verbringen sie ihre Zeit? Was ist so besonders an dem Leben auf einer nordfriesischen Insel? Für seinen Aufenthalt auf Föhr nahm sich Andreas Jorns vor die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Insel kennenzulernen, um anschließend genau diese Fragestellungen zu beantworten und fotografisch festzuhalten.

 

Er hat in Vereinen, auf Festen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen fotografiert, aber aber auch Einzelportraits erstellt. Und wo trifft man die Inseljungend heutzutage am besten an? Genau – in der Schule. Gemeinsam mit dem Künstler haben wir uns mit der Eilun Feer Skul unterhalten, woraufhin Andreas Jorns eingeladen wurde, sich und sein Projekt mit dem Arbeitstitel „Jugendliche und junge Erwachsene auf der Insel“ im Unterricht den Schülern vorzustellen. So saß Andreas Jorns im Kunstunterricht und konnte die einzelnen Schüler kennenlernen und den Kontakt aufnehmen. Es hat nicht lange gedauert und schon wurde er mit Hobbys, Veranstaltungen und Shooting-Ideen der Schüler überrannt – trotz der bevorstehenden Weihnachtsferien, die ihm anfangs Bedenken bereiteten, nicht genug Menschen vor die Kamera zu bekommen: Trachtentanz, Jugendfeuerwehr, Pfadfinder, Weihnachtsfeiern, Kenknern an Silvester, Hockey, Segeln, Reitunterricht, Big Band, Zirkus AG uns vieles mehr. „Ich habe eine Tracht und ein Pony – wäre das was?“, „Unsere Hütte in Borgsum hat Weihnachtsfeier - wenn Du Zeit hast...“. Die Alkersumer Hualewjonken* organisierten mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern eigens eine Sondersitzung. Andreas Jorns durfte als auswärtiger Fotograf, der deutlich über 30 Jahre alt ist, an einem Treffen teilnehmen. Ihm wurde schnell klar, dass sich die Jugend auf Föhr nicht langweilt – auch nicht im Winter – und dass sein zuvor angesetztes Zeitfenster von nur sechs Wochen gut durchdacht werden musste, damit er auch alles, was er geplant hatte, umsetzen konnte. 

 

 

Von Tag zu Tag lernte der Künstler neue Insulaner kennen und immer mehr Shooting-Optionen ergaben sich. Das vorerst letzte Fotoshooting von Andreas Jorns fand bei absolutem Königswetter am Nieblumer Strand statt. Über 70 junge Menschen, die in den letzten Wochen mit dem Künstler hier auf der Insel gearbeitet haben, kamen am Sonntag, 19. Februar 2020 – ein Projektabschluss wie aus dem Bilderbuch! Während all der Wochen auf Föhr sind über 2.500 Fotos entstanden.

 

 

Ende März wird es eine kleine vom Museum Kunst der Westküste organisierte Vorabausstellung mit „behind the scenes“-Fotografien in der Stattbar geben. Die Satellitenschau eröffnet am 29. März, um 15 Uhr. Einen Tag zuvor, am 28. März, von 15 bis 17 Uhr, findet eine exklusive Preview für die beteiligten jungen Menschen sowie für ihre Eltern und Geschwister statt.

 

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*Hualewjonken = Halbdunkel, Halbdüster und bezeichnet das Treffen der jungen Männer der Dörfer. Sie müssen konfirmiert, ledig und nicht älter als 30 sein. Sie trafen – und treffen sich heute immer noch – abends zwischen Abendbrot und Mitternacht, im Dunkel – daher der Name – und verbringen ihre Zeit mit gemeinsamen Spaß und Kartenspiel.